Hey Leute,
Ich bin Mischa Sommer, 25 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr meiner Ausbildung.
Vorab zu mir, ja ich bin ein etwas älterer Azubi. Ich habe nach meinem Abitur direkt angefangen zu studieren und nach ein paar (vielen) Jahren mich (und auch irgendwo mein inneres Ego) überwinden können, eine Ausbildung anzufangen. Und was soll ich sagen? Es war die mit Abstand beste Entscheidung meines Lebens. Zwar war ich als Schüler in den Ferien mehrmals auf der Baustelle arbeiten und hatte da schon Spaß an handwerklicher Arbeit, aber da ich Abitur gemacht hatte, kam mir eine Ausbildung zuerst nicht in den Sinn. Letzten Endes bin ich meinen Interessen gefolgt und wurde belohnt.
Im ersten Lehrjahr haben wir im Prinzip die Grundlagen des Elektroniker-Berufs gelernt.
Am 19.08.2019 begann ich meine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik bei Actemium Cegelec Deutschland in Köln. Die Lehrer und Ausbilder der Rhein-Erft-Akademie, unserer Berufsschule und Lehrwerkstatt im Chemiepark Knapsack, begrüßten am ersten Tag alle Auszubildenden und stellten sich vor. An diesem Tag lernte ich meine drei Ausbildungskollegen von Actemium Köln kennen. Bis heute pflegen wir sehr gute Beziehungen zueinander, unterstützen und helfen uns in allen Situationen. Unseren Zusammenhalt schätze ich wirklich sehr! Am Ende des ersten Tages bekamen wir von unserem Ausbilder noch unsere persönliche Schutzausrüstung (PSA) überbracht.
Den ersten Monat verbrachten wir in der Berufsschule, um die theoretischen Grundlagen der Elektrotechnik zu wiederholen. Danach begannen wir das erste praktische Arbeiten in der Lehrwerkstatt.
Wir besuchten die Kurse:
- Grundlagen Metall
- Grundlagen Elektrotechnik
- Verfahrensprogrammierbare Steuerung (VPS)
Obwohl ich selbst kaum praktische Vorerfahrung in diesen Bereichen hatte, konnte ich dank unserer geduldsamen Ausbilder die meisten Kurse mit sehr gutem Erfolg abschließen. Wir lernten, dass die Arbeitssicherheit einen sehr hohen Stellenwert hat! Dies wiederholten unsere Ausbilder so oft, bis wir die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik auswendig kannten. Wie relevant diese im Umgang mit hohen Spannungen und Strömen ist, zeigt sich an einem einfachen Beispiel:
- Strom ab 0,177 Ampere ist für den Menschen tödlich – wir arbeiten zum Teil an Anlagen, die mit 600 Ampere betrieben werden.
Mit den ersten praktischen Erfahrungen ging es für uns in den ersten betrieblichen Teil. Montags trafen wir uns im Sitz der Firma und bekamen dort unsere Baustellen, sowie eigenes Werkzeug zugeteilt. Für mich ging es als Erstes nach Düren in die Papierfabriken. Später wurde ich für eine andere Baustelle bei Wacker Chemie eingeteilt. Diese Baustelle durfte ich vom Anfang bis zur Übergabe an die Betreiber begleiten. Wir erneuerten die gesamte Spannungsversorgung (25 kV) sowie die gesamten Unterteilungen (400V – 6kV). Als Azubi im ersten Lehrjahr hatte ich noch nicht so viel Erfahrung, doch ich wurde in allen Bereichen als vollwertiger Elektroniker eingebunden und durfte teilweise schon selbständig arbeiten. Neben allgemeinen Elektroniker-Aufgaben wie zum Beispiel dem Anbringen von Steckdosen und Leitungen „auf Putz“, durfte ich auch Transformatoren (6 kV) selbstständig anschließen. Auch eher unangenehmere Arbeiten, wie das Ziehen von Leitungen bis 240 mm2, die Reinigung der elektronischen Komponenten oder das Aussaugen der Doppelböden mussten durchgeführt werden. Aber auch diese Tätigkeiten zählen zu den Aufgaben eines EAT, weshalb ich froh über diese Erfahrung bin. Im Allgemeinen bleibt mir diese Baustelle aufgrund der netten Kollegen, der abwechslungsreichen Tätigkeiten sowie den Erfahrungen, die ich im ersten Lehrjahr sammeln durfte, sehr gut in Erinnerung.
Neben der Arbeit im Betrieb haben wir blockweise Schule und Lehrwerkstatt. In der Schule haben wir die Grundlagen der Elektrotechnik vertieft und die Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) angerissen. In der Lehrwerkstatt bekamen wir die Grundlagen der Messtechnik beigebracht und hatten einen praktischen SPS Kurs. Die Fähigkeit SPS zu programmieren ist einer der größten Unterschiede eines EAT zu anderen Elektroniker Berufen. Die SPS wird überall dort eingesetzt, wo Prozesse automatisch ablaufen sollen, also zum Beispiel in jeder Produktionsstraße eines Industrieunternehmens oder auch zum Betrieb von Ampelsteuerungen.
Nach Vollendung des ersten Lehrjahres bin ich nun genug ausgebildet, um verschiedenste Arbeiten selbständig durchzuführen und die Kollegen auf der Baustelle mit meinem Wissen unterstützen zu können. Die Vielseitigkeit dieser Ausbildung macht sie für mich jeden Tag aufs Neue interessant.
Mischa
Vielen Dank für deinen Bericht über die Ausbildung zum Elektriker für Automatisierungstechnik. Spannend, dass du schon im ersten Lehrjahr eine Baustelle von Anfang bis zur Übergabe begleiten durftest und teils eigenständig arbeiten durftest. Ich erwäge, eine handwerkliche Ausbildung zu machen, daher sind Berichte wie deiner sehr interessant für mich.